twin cuts

FORCED CHANCES
TWIN CUTS
TWO-TONED CUTS

Zufall und Ambivalenz

Nach der im Herbst 2015 entstandenen Kleinserie der forced chances, also der „gelenkten“ oder „erzwungenen“ Zufälle, stellt die Werkgruppe twin cuts aus kleinformatigen Bildkörpern die Weiterentwicklung einer werkzeuglosen Malmethode dar.

Als Trägermaterial dient anstatt der Papierbahnen nunmehr Baumwollgewebe. Dieser Umstand bewirkt andere Farbstände und Oberflächenqualitäten.

Auch hat die bei den twin cuts verwendete Eitempera körperhaftere Konsistenz, körnigere Struktur, ist partiell fetter eingestellt.

Auf zueinander gewandten Bildflächen wird Farbmaterie gepresst und verschliffen.

In diesem Prozess wird die Fortentwicklung einer kontrolliert initiierten Bildmöglichkeit teilweise dem Zufall überantwortet.

So entsteht ein Bildergebnis, das nur bedingt im Voraus planbar ist.

In den Serien forced chances, twin cuts und der auf schwarze und weiße Pigmente reduzierten Bildreihe der two-toned cuts bestimmt die waagerechte Ausrichtung den Bildcharakter. Alle diese Diptychen bewegen sich im indifferenten Bereich zwischen Abstraktion und möglicher Lesbarkeit.

Mit emotionaler Anreicherung und den verinnerlichten Bildspeichern drängt sich neben einer rationalen Betrachtungsweise von horizontal rhythmisierten Spannungsfeldern aber auch eine interpretative Möglichkeit dieser von Rand zu Rand laufenden Strukturen auf.

Landlinien, Hügelkämme, Bergsilhouetten. Ein ferner Küstenstreifen aus dem Dunst über einer Wasserfläche, fein verwobene Wolkenstrukturen im lichtdurchfluteten Himmel.

Wie durch einen Fensterausschnitt blickt man auf “Landschaftspartien“, auf „Seestücke“.

Diese Werke tragen uns durch ambivalente Wirkweise in imaginierte Räume und stehen so für die permanente Rivalität von Geist und Gefühl, von Verstand und sinnlichem Anreiz.

Fotocredits: Christoph Fuchs